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Der Hintergrund | Man tötet nicht aus Liebe

Episode Summary

Im März 2021 wurde Nadine von ihrem Ex-Partner in ihrer Trafik angezündet. Wochen später erliegt sie ihren Verbrennungen. Wir beleuchten den Hintergrund, vor dem solche Femizide geschehen. Die erste Folge von "Man tötet nicht aus Liebe" ergründet die Zahlen und Fakten hinter Gewalt an Frauen.

Episode Notes

CN: Teilweise explizite Schilderung von Gewalt und Morden an Frauen

In der ersten Folge von “Man tötet nicht aus Liebe” erinnern wir an die Frauen, die 2021 getötet wurden. Wir sprechen mit der Cousine der Trafikantin Nadine, die von ihrem Partner angezündet und ermordet wurde. Diese Femizide sind die Spitze eines oft unsichtbaren Eisbergs an Gewalt an Frauen. Wir untersuchen die Hintergründe, sprechen mit Femizid-Forscherin Isabel Haider über die schlechte Datenlage und erklären, wo Gewalt überhaupt beginnt.

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Musik

Cody Martin - Tesseract / Soundstripe
Cast of Characters - Urgent Assistance / Soundstripe
Chelsea McGough - Mind Over Matter / Soundstripe
Jakob Tschachler - Japanischer Jazz

Medien

Puls4: Trafikantin angezündet - Lebenslang für Ex-Freund

Du bist von häuslicher Gewalt betroffen und benötigst Hilfe? 

Episode Transcription

Folge 1: Der Hintergrund

Ich stehe vor einer Trafik im 9. Bezirk in Wien. Am 5. März 2021 wurde hier eine Frau angezündet, an den Folgen ist sie gestorben. Die Trafik ist immer noch abgebrannt. Vor der Tür liegt ein Kranz.

Es war so: Nadine wollte sich von ihrem Partner trennen. Sie merkt wohl schon, dass sie in Gefahr sein könnte, also engagiert sie einen Privatdetektiv. Der Täter aber überwacht sie längst und hört das Gespräch zwischen den beiden mit. Er fährt zur Trafik, überwältigt Nadine und zündet sie an. Er schließt die Trafik hinter sich ab. Leute auf der Straße sehen die Flammen und zertrümmern die Glastür. Nadine kann den Rettungskräften noch den Namen des Täters sagen. Wochen später stirbt sie im Krankenhaus.

Lisa: Nadine ist eine von Dutzenden Frauen, die 2021 in Österreich ermordet wurden. Die meisten Täter waren Partner oder Ex-Partner. Wie kann das sein? Wieso wurden diese Frauen nicht geschützt?

Max: Wir suchen in diesem Podcast nach Antworten. Wir recherchieren, wie es um Gewalt an Frauen in Österreich steht. Sprechen mit Frauen, die eine Gewaltbeziehung überlebt haben. Und mit Angehörigen, die um ihre Liebsten trauern müssen.

Lisa: Wir fragen, wieso so es so schwer ist, sich aus der Gewalt zu befreien und schauen uns an, wie Männer überhaupt zu Tätern werden. Und natürlich behandeln wir das System, das im schlimmsten Fall eigentlich helfen soll - bei der Polizei und der Justiz. 

Mein Name ist Lisa Wölfl.

Max: Und ich bin Max Eberle. Du hörst die erste Folge von MOMENT: "Man tötet nicht aus Liebe".

Jingle

Barbara: Man liegt da und denkt sich, was ist denn da jetzt passiert und es ist eine offene Wunde, aber du kannst nichts machen eigentlich. 25:49

Puls 4: Das Video der Überwachungskamera zeigt, wie brutal der Angeklagte auf sein Opfer losgeht.

Barbara: Man denkt nicht: Das ist jetzt eine von vielen Opfern. Man denkt nicht einmal, das ist ein Opfer, sondern das ist die Nadine.

Jingle Ende

Demo: Man tötet nicht aus Liebe. Stoppt Femizide!

Lisa: Keinen Mord an einer Frau unbeantwortet lassen - das ist die Mission. Deswegen stehen Aktivist:innen ein paar Tage vor Weihnachten hier am Karlsplatz und demonstrieren gegen Femizide. Neben der Demo ist ein Christkindlmarkt - dort kaufen Leute in der letzten Minute noch Weihnachtsgeschenke und trinken Punsch. Und hier gedenken die Aktivistinnen aller Frauen, die 2021 getötet wurden. Sie zählen nacheinander die Morde auf und rufen "Ni una menos", nicht eine weniger.

Demo:

16.1.21 Ascher, Steyr, Oberösterreich. Eine 71-Jährige wird von ihrem Ehemann erstochen. Ni una menos! 18.1.21 Weiz, Steiermark. Eine 61-Jährige wird von ihrem Ehemann erschossen. Ni una menos! 

Lisa: Die Morde an Frauen sind unser Anfangspunkt für diesen Podcast. In der ersten Folge wollen wir uns einen Überblick verschaffen. Wir wollen herausfinden, wie weit verbreitet Gewalt in Beziehungen ist. Wir beantworten die Frage, wo Gewalt überhaupt anfängt und wie oft Frauen am Ende daran sterben. An dieser Stelle auch ein kurzer Hinweis: Wir sprechen in dieser Folge teilweise explizit über Gewalt und Morde an Frauen.

Max: Ich lese gefühlt ständig in der Zeitung, dass ein Mann eine Frau tötet. Gerade in den letzten Jahren. Kann man sagen, das Problem hat  sich in den letzten Jahren verschärft?

Lisa: Wir haben von der Polizei eine Statistik zu vorsätzlichen Tötungen an Frauen. 2015 ist das Jahr mit den wenigsten Fällen, nämlich mit 17. Und 2018 hält mit 41 weiblichen Opfern den traurigen Rekord. Ich habe bei der Femizid-Forscherin Isabel Haider der Uni Wien nachgefragt, ob wir von den Zahlen einen Trend ablesen können.

Isabel Haider: Ist es halt [00:52:30] auch schwierig, überhaupt die Entwicklung auf Basis von jetzt unter Anführungszeichen nur zehn Jahren beurteilen zu können, weil im Grunde müsste man sich einen viel längeren Zeitraum anschauen.

Isabel Haider: Dadurch, dass die Mordstatistiken im Gegensatz zu anderen Statistiken relativ gering sind - also das soll jetzt die Morde nicht kleinreden, aber 50:30 das sind Zahlen, die sich im zweistelligen Bereich befinden. Und die sind dann natürlich hohen Schwankungen ausgesetzt, weil je kleiner Zahlen sind, desto stärker wirken halt auch einfach Schwankungen zwischen verschiedenen Jahren.

Lisa: Haider hat mir erklärt, dass Mordkriminalität in Österreich und ähnlichen Ländern seit langer Zeit zurückgeht. Dasselbe können wir aber Morden an Frauen nicht beobachten. Unabhängig, ob die Zahl der Frauenmorde also von Jahr zu Jahr schwankt, wir haben ein Problem.

Max: Haben wir denn eine Idee, wie viele Frauen 2021 getötet wurden?

Lisa: Es gibt die Statistik vom Innenministerium. Laut der waren es 29 weibliche Opfer im Jahr 2021. Tatverdächtige sind 26 Männer und eine Frau. Das steht jetzt nicht konkret drinnen, aber bei der Frau wird es sich um die Mutter handeln, die mutmaßlich ihre kleine Tochter getötet hat.

Die Zahlen decken sich Großteils auch mit meiner eigenen Recherche. Ich habe nämlich anhand von Medienberichten die Fälle nachrecherchiert, bei Polizei und Staatsanwaltschaft nachgefragt. Ich komme auf 29 tote Frauen. Die Statistik von der Behörde weist die Beziehung der Tatverdächtigen nicht aus. Ich habe mir die aber schon angesehen. Und ich komme auf 25 Fälle, in denen der Täter entweder der Partner oder der Ex-Partner war.

Max: Das sind dann Femizide, oder?

Lisa: Der Begriff Femizid hat sich in den letzten Jahren verbreitet, es gibt aber noch keine klare Definition davon. Grob kann man Morde an Frauen dazu zählen, wenn sie geschlechtsspezifisch sind. Wenn also Frauen umgebracht werden, eben weil sie Frauen sind.

Max: Die Täter denken doch in den seltensten Fällen: Ich bringe sie jetzt um, weil sie eine Frau ist.

Lisa: Das stimmt wahrscheinlich. Es geht da um zwei Schienen: Täter, die Frauen umbringen, weil sie Frauen hassen. Und dann gibt es Zusammenhänge, in denen Frauen im Gegensatz zu Männern extrem häufig Opfer werden. Der wichtigste ist für uns eine Partnerschaft. Das ist aber alles nicht so eindeutig. Es gibt zum Beispiel zwei Fälle, in denen ein Mann seine Frau umgebracht hat, die Staatsanwaltschaften aber sagen, sie haben gemeinsam einen Suizid geplant. Ich habe vorhin schon gesagt, zumindest in 25 von 29 Fällen sind Partner oder Ex-Partner die mutmaßlichen Täter. Umgekehrt sehen wir das nicht. In Österreich werden Männer seltener von Partnerinnen umgebracht. In manchen Jahren gibt es überhaupt keine Fälle, bei denen eine Frau den Partner tötet.

Max: Das heißt, für uns zählen zumindest 25 dieser Morde zu Femiziden.

Lisa: In unserer weiten Definition, ja. Das waren jetzt die Zahlen. Aber hinter jeder Tat steht die ganz eigene Geschichte des Opfers und des Umfelds. Am Beginn der Folge habe ich schon von Nadine erzählt, die in ihrer Trafik von ihrem Partner angezündet wurde. Nur ein paar Minuten entfernt arbeitet Nadines ihre Cousine. Sie heißt Barbara und hat mit mir über die Tat gesprochen.

Barbara: Wir sind jetzt keine extreme Unternehmerfamilie und sie war eine der einzigen, die sich wirklich selbstständig gemacht hat und das von Niederösterreich aus. Also sie ist jeden Tag nach Wien gependelt. Sie hat bei ihrem Papa am Hof gewohnt und ist echt sechs Tage, also die Trafik muss ja sechs Tage die Woche offen haben, ist sie halt echt, um 6 oder halb 6 hergefahren und irgendwann am Abend wieder heim.

Also sie hat sich auch nichts gegönnt links und rechts. Ich glaube, ein bisschen reiten ist sie gegangen und spazieren mit dem Hund. Aber da war nicht mehr viel drinnen. Sonst war da nur Arbeit. Aber sie hat das glaub ich mögen. Also sie hat es jedenfalls gemacht und sich nicht beschwert. 

Lisa: Die Familie hat von dem Angriff auf Nadine teilweise aus den Medien erfahren. Eine Tante von Barbara hat die Trafik in einem Artikel wiedererkannt. Barbara hat nicht nur das Büro gleich hier, sie wohnt auch in der Nähe. Was hat das mit ihr gemacht?

Barbara: Man liegt da und denkt sich, was ist denn da jetzt passiert und es ist eine offene Wunde, aber du kannst nichts machen eigentlich. Und du bist nicht einmal Schuld dran und du bist nicht einmal die erste getroffene Person, weil das war die Nadine.

Du hast nichts zu tun. Du kannst nur dasitzen und staunend die Ereignisse verfolgen. Aber wirklich, du kannst dich nicht ablenken eigentlich. Das war bemerkenswert, weil, das hab ich noch nie gehabt, das Gefühl. Es nimmt einem die Zuversicht. Das ist es. Nicht die Sicherheit. Ich hab mich nicht unsicher gefühlt oder so. Wirklich die Zuversicht.

Lisa: Seit Gewalt an Frauen in den Medien ein großes Thema geworden ist, haben sie angefangen, die Morde an Frauen zu  zählen. Man liest dann in der Zeitung Sachen wie: schon der 4. Frauenmord in diesem Jahr. Wie fühlt es sich an, in diesem Zusammenhang von der eigenen Cousine zu lesen?

Barbara: beschäftige mich seit dem Studium mit Feminismus, mit Gewalt an Frauen, mit systematischer Gewalt, aber auch anderen Gewalttaten und es sind die Nummern und Statistiken, die man liest. Man liest auch die Motivationen und Gründe dahinter. Das weißt du alles im Kopf. Und wenn es dann eine Verwandte ist, die du kennst, seitdem du ein Kind bist, man denkt dann anders. Man denkt nicht: Das ist jetzt eine von vielen Opfern. Man denkt nicht einmal, das ist ein Opfer, sondern das ist die Nadine.

Bei allen anderen, die danach gekommen sind, habe ich angefangen, mich zu fragen, OK, wie, welchen Krater hinterlässt das im Privatleben?

Lisa: Nach Nadines Tod im Krankenhaus hat Barbara ein Online Kondolenzbuch aufgesetzt. Fast 140 Menschen haben dort eine Nachricht hinterlassen. Eine Frau, die in der Kindheit mit Nadine gespielt hat. Kund.innen, Freund.innen, Familie. Sie fehlt. Die Frage bleibt: Wie konnte das passieren? Hätte das irgendjemand verhindern können?

Barbara: Bevor das passiert ist, hätte ich mehr Antworten gehabt, als jetzt. Gerade weil es die Nadine war und kein armes Hascherl, sondern durchaus eine selbstständige kampferprobte Frau. Also die hat schon den Mund aufgemacht, wenn ihr etwas nicht gepasst hat.

Max: Ein Mord wie dieser, das ist so etwas wie die sichtbare Spitze eines Eisbergs an Gewalt. Davor passiert viel, aber das bleibt meistens unsichtbar. Zum Beispiel gibt es eine Analyse von 18 Femiziden von der Uni Wien. Da zeigt sich, dass fast alle Opfer davor mit dem Täter zusammengelebt haben. 8 von ihnen sogar schon mehr als 6 Jahre. Fast bei jedem zweiten Fall ist die Polizei vor der Tat schon mal wegen Gewalt eingeschritten.

Lisa: Die Vermutung liegt also nahe, dass es auch vor dem Mord schon Gewalt in diesen Beziehungen gegeben hat?

Max: Richtig. Ein Femizid passiert meistens nicht zufällig und plötzlich. Wobei diese Studie eine einmalige Sache war. In Österreich werden Frauenmorde nicht laufend dokumentiert und analysiert. Wir können also nur sehr begrenze Aussagen darüber treffen, welche Gemeinsamkeiten es gibt. Und das hat reale Folgen für Prävention. Wenn wir nicht immer wieder prüfen, welche Risikofaktoren besonders relevant sind in Gewaltbeziehungen, wird es uns schwerer fallen, einzugreifen.

Lisa: Was sind denn Risikofaktoren zum Beispiel?

Max: Kinder im gemeinsamen Haushalt, die nicht die leiblichen Kinder des Täters sind, Alkoholmissbrauch, Arbeitslosigkeit und viele andere. Das Problem ist aber, dass diese Risikofaktoren von der Polizei nicht mit einer Checkliste erfasst werden. Manchmal stehen sie drinnen, manchmal nicht. Die Forscher.innen können aus den Akten also nicht sicher herauslesen, wie viele Täter zum Beispiel ein Trinkproblem hatten. Oder wie oft es Versäumnisse der Behörden gab. Das wird einfach nicht erfasst. Andere Länder kriegen das sehr wohl hin. Hier nochmal Femizid-Forscherin Isabel Haider, die auch an der Studie mitgearbeitet hat:

Isabel Haider: Spanien könnte man als Beispiel nennen. Die haben über die letzten Jahre vor allem in Bezug auf die geschlechtsbezogene Gewalt im Zusammenhang mit Intimbeziehungen es extrem überarbeitet, das gesamte System, und zwar erfolgt da eine relativ detaillierte Datenerfassung.

Es wurde meines Wissens ein eigenes Kompetenzzentrum eingesetzt, was auch ordentlich ressourcentechnisch besetzt ist, also mit wirklich permanenten Mitarbeiterinnen, die die Kriminalanalysen auch fürs laufende Jahr durchführen.

Max: Auch Großbritannien könnte ein Vorbild für Österreich sein. Dort analysiert ein Team aus Polizei, Opferschutz und Co jeden Mord, der in einer Partnerschaft begangen wird. Und das Team untersucht, ob die Behörden den Mord hätten verhindern können. In Österreich sind wir davon weit entfernt. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele Fälle es von häuslicher Gewalt im Jahr gibt. 

Lisa: Was, wieso? Ist das nicht in der Statistik drinnen von der Polizei oder der Justiz?

Max: Nein. Die Behörden weisen nicht aus, wie viele Frauen Opfer geworden sind, wenn der Täter ein Mann war. Und sie erheben nicht, wie viele der Taten im Zusammenhang einer Partnerschaft stattgefunden haben. Wir müssen uns also auf Studien stützen, die schon älter sind. Die zeigen uns aber, dass unheimlich viele Frauen von Gewalt betroffen sind. Bevor ich dir sage, was ich herausgefunden habe, müssen wir aber  erst darüber sprechen, was Gewalt überhaupt ist.

Lisa: Ich denke da sofort an das typische Bild vom Mann, der seiner Frau im Streit ein blaues Auge verpasst.

Max: Körperlicher Gewalt ist ein großer Teil davon, ja. 13 Prozent der Frauen in Österreich haben schon einmal körperliche oder sexualisierte Gewalt durch einen Partner, eine Partnerin erfahren. Das ist jede 8. Die Zahl stammt aus einer repräsentativen Befragung aus dem Jahr 2012.

Lisa: Das muss man sich mal vorstellen. Wenn acht Frauen zusammenkommen, dann ist zumindest eine von ihnen statistisch gesehen Opfer von Gewalt in einer Beziehung geworden.

Max: Körperliche und sexualisierte Gewalt ist aber nur ein Aspekt. Ein Täter kann Gewalt auch ganz ohne Schläge ausüben. Wenn er die Sachen des Opfers zerstört, es beleidigt, beschimpft, demütigt und kontrolliert - dann wird das unter dem Begriff psychische Gewalt zusammengefasst. Und die ist deutlich häufiger al s körperliche Gewalt. 38 Prozent der Frauen in Österreich geben an, in einer Partnerschaft zumindest eine Form von psychischer Gewalt erlebt zu haben. Das ist mehr als jede dritte Frau. Weil ich eben schon von Kontrolle gesprochen habe: Wenn der Täter die Finanzen des Opfers kontrolliert, sich Zugang zu ihrem Konto verschafft, ihr verbietet, arbeiten zu gehen, dann sprechen wir von wirtschaftlicher Gewalt. Jede 10. Frau hat das so etwas in einer Beziehung schon mal erlebt.

Lisa: Jetzt muss ich dich aber auch fragen, wie es mit den Männern ist. Männer werden ja auch Opfer von Gewalt in Beziehungen.

Max: Das stimmt. Aus einer noch älteren Studie wissen wir, dass auch viel zu viele Männer in Beziehungen Opfer von körperlicher oder psychischer Gewalt werden. Wir sehen aber auch, dass Frauen deutlich stärker betroffen sind. In der Studie sind es 29% der Frauen und 18% der Männer, die in Beziehungen körperliche Gewalt erlebt haben. Vor allem endet männliche Gewalt viel öfter tödlich. Und der Nummer 1 Ort, an dem Frauen körperliche Gewalt erleben, ist eben die Partnerschaft. Bei den Männern sind es öffentliche Orte.

Lisa: Das ist auch der Grund, warum wir bei diesem Podcast auf das Thema Gewalt gegen Frauen beschränken. Die passiert vor allem zu Hause, in der Wohnung vom Freund - also im privaten Raum. Das macht das Thema aber nicht zur Privatsache. Wir haben uns mit diesem Podcast viel vorgenommen. Wir wollen Gewalt an Frauen von so viele Seiten wie möglich beleuchten. Und deswegen gehen wir nochmal einen Schritt zurück. Es gibt nämlich eine Frage, die immer wieder auftaucht und dem Opfer zumindest einen Teil der Schuld zuschiebt: Wieso ist sie nicht einfach gegangen?

Jingle

Max: Nicht umsonst spricht man davon, in einer Gewaltbeziehung "gefangen" zu sein. Wir widmen uns in der nächsten Folge der Frage, wieso es so schwer ist, sich daraus zu befreien.

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Max: "Man tötet nicht aus Liebe" ist ein Podcast von Lisa Wölfl und Max Eberle. Tatkräftig unterstützt von Tom Schaffer, Lukas Rapf, Eda Öztürk und Bettina Mühleder. In Kooperation mit Radio Orange.

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Jingle Ende